Was für eine verrückte Zeit wir gerade erleben! Im Januar 2025 haben die USA etwas gesehen, was so vorher noch nie da war: Als der Oberste Gerichtshof das TikTok-Verbot durchgewunken hat und am 19. Januar die Lichter ausgehen sollten, sind Millionen von Amerikanern einfach zu RedNote nach TikTok-Verbot – auch Xiaohongshu genannt – rübergewechselt. Eine chinesische Social-Media-Plattform, wohlgemerkt. Innerhalb von nur einer Woche gab es sage und schreibe 1.137.241 Downloads in den USA. Das sind 2.770 Prozent mehr als vorher – echt krass, oder? Die massive Migration zu RedNote nach TikTok-Verbot zeigt ein beispielloses Phänomen in der Geschichte der sozialen Medien. RedNote ist dadurch zur meistgeladenen kostenlosen App im US-App Store geworden. Allerdings stellt sich eine ziemlich wichtige Frage: Haben sich die Nutzer wirklich was Besseres gesucht, oder sind sie vom Regen in die Traufe gekommen? Die Antwort darauf ist ziemlich entscheidend für unseren Datenschutz, die nationale Sicherheit und überhaupt die ganze Zukunft der sozialen Medien drüben in Amerika.

RedNote nach TikTok-Verbot – was ist das eigentlich und warum rennen alle dahin?

Also, RedNote heißt auf Chinesisch Xiaohongshu (小红书), was so viel wie „Kleines Rotes Buch“ bedeutet. Gegründet wurde das Ganze 2013, und zwar ursprünglich als Plattform für chinesische Touristen, die ihre Einkaufserfahrungen aus dem Ausland teilen wollten. Mittlerweile ist daraus eine ziemlich ausgeklügelte Social-Commerce-Plattform geworden, die Kurzvideos, Lifestyle-Kram und Online-Shopping miteinander verbindet. Das Unternehmen Xingyin Information Technology aus Shanghai betreibt das Ganze, und die haben ordentlich Geld von großen Namen wie HongShan Capital Group, Alibaba und Tencent bekommen. Mit einer Bewertung von über 17 Milliarden Dollar machen sie etwa 80% ihres Umsatzes durch native Werbung – das läuft also richtig gut für die.

Die Zahlen sind schon beeindruckend: Im ersten Quartal 2025 haben 3,7 Millionen Amerikaner RedNote runtergeladen, verglichen mit nur 508.000 im vierten Quartal 2024. Diese explosionsartige Zunahme der RedNote-Downloads nach TikTok-Verbot verdeutlicht die Verzweiflung der Nutzer nach einer Alternative. Weltweit ist die Nutzerbasis von 300 Millionen im Januar auf 350 Millionen im August 2025 angestiegen. Trotzdem ist das nur ein Bruchteil der 170 Millionen amerikanischen TikTok-Nutzer. Interessant ist die Demografie: 79% der RedNote-Nutzer sind weiblich, und die meisten sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. Das zeigt schon, welche Zielgruppe hier angesprochen wird. Die Plattform funktioniert ähnlich wie TikTok, mit kurzen Videos und einem algorithmisch gesteuerten Feed, was den Übergang für ehemalige TikTok-Nutzer besonders einfach macht.

Sicherheitsrisiken – sind die echt vom Regen in die Traufe gekommen?

Jetzt wird’s aber problematisch. Die Sicherheitsbedenken bei RedNote sind eigentlich noch viel krasser als bei TikTok. Das chinesische Nationale Geheimdienstgesetz von 2017 – das ist schon ein Hammer – verpflichtet jede Organisation und jeden Bürger dazu, bei Geheimdienst-Aktivitäten zu helfen. Das bedeutet konkret: Chinesische Geheimdienste können einfach Zugang zu Nutzerdaten verlangen, ohne die ganzen Beweisanforderungen und Verfassungsschutz-Sachen, die in Amerika gelten. Zusätzlich schreibt das chinesische Cybersicherheitsgesetz vor, dass alle Daten im Land gespeichert werden müssen – RedNote-Daten von amerikanischen Nutzern liegen also komplett auf chinesisch kontrollierten Servern.

Besonders bedenklich sind die Sicherheitslücken, die das Citizen Lab der Universität Toronto gefunden hat – und die sind echt renommiert in dem Bereich. RedNote überträgt Bilder und Videos unverschlüsselt über HTTP-Verbindungen. Das heißt, jeder, der im Netzwerk mithört, kann genau verfolgen, welche Inhalte einzelne Nutzer anschauen. Bei bestimmten Android-Versionen gibt es sogar Schwachstellen, durch die Netzwerkangreifer beliebige Dateien lesen können, auf die die App Zugriff hat. Diese technischen Mängel machen die App zu einem echten Sicherheitsalptraum für sensible Daten. TikTok hat wenigstens mit „Project Texas“ versucht, amerikanische Nutzerdaten auf Oracle-Servern zu speichern – RedNote operiert komplett außerhalb jeder amerikanischen Kontrolle. Die Ironie der Situation liegt darin, dass Nutzer durch das TikTok-Verbot zu einer noch unsichereren Alternative gedrängt wurden.

Was sagen die Politiker und Experten zur RedNote-Alternative?

Die amerikanischen Politiker haben ziemlich schnell reagiert, als RedNote durch die Decke gegangen ist. Ein US-Beamter hat gegenüber CBS News bestätigt, dass RedNote wahrscheinlich unter dasselbe Gesetz fallen würde, das auch gegen TikTok angewendet wurde. Texas war der erste Bundesstaat, der konkret was gemacht hat: Gouverneur Greg Abbott hat die Nutzung von RedNote auf allen staatlichen Geräten verboten. Die US-Marine ist dem Beispiel gefolgt und hat ähnliche Beschränkungen eingeführt. Diese schnellen Reaktionen zeigen, dass die Regierung die Risiken der neuen chinesischen App ernst nimmt.

Cybersicherheitsexperte Adrianus Warmenhoven hat ziemlich deutliche Worte gefunden: „RedNote war überhaupt nie für Märkte außerhalb Chinas gedacht. Alle Datenfreigaben und Server befinden sich in China, völlig außerhalb der Sichtweite der amerikanischen Regierung.“ Das Citizen Lab empfiehlt RedNote-Nutzern dringend, vertrauenswürdige VPNs zu verwenden, um wenigstens etwas Schutz zu haben. Für Leute mit Sicherheitsfreigaben ist die RedNote-Nutzung übrigens ein absolutes No-Go, weil die App Zugriff auf persönliche und vertrauliche Informationen bekommt. Rechtsexperten sind sich einig: RedNote ist „genauso ein Sicherheitsrisiko wie TikTok“ – wenn nicht sogar schlimmer. Einige Experten warnen sogar, dass die App speziell dazu genutzt werden könnte, Informationen über amerikanische Bürger zu sammeln, die für Geheimdienstoperationen wertvoll sind.

Wobei man fairerweise sagen muss, dass viele Nutzer wahrscheinlich gar nicht wissen, worauf sie sich da einlassen. Die sind einfach nur sauer wegen des TikTok-Verbots und wollen eine Alternative – ohne sich groß Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Diese Unkenntnis über die Sicherheitsrisiken macht die Situation noch problematischer, da sich Millionen von Amerikanern unbewusst einem noch größeren Überwachungsrisiko aussetzen.

Das große Fazit – gibt’s überhaupt eine gute Alternative?

Der ganze Massenexodus zu RedNote zeigt eigentlich ein ziemlich paradoxes Problem auf: Die Leute, die TikTok wegen Sicherheitsbedenken verlassen haben, sind zu einer noch problematischeren Alternative gewechselt. RedNote hat alle Risiken, die TikTok auch hat, aber noch verstärkt durch die komplette chinesische Kontrolle, ernsthafte technische Sicherheitslücken und das Fehlen jeder westlichen Aufsicht. Für Nutzer, denen Sicherheit wichtig ist, ist weder TikTok noch RedNote eine akzeptable Wahl. Die Suche nach Alternativen zu amerikanischen Plattformen wie Instagram Reels oder YouTube Shorts könnte für viele Nutzer die sicherere Option darstellen.

Die amerikanische Regierung wird höchstwahrscheinlich ähnliche Beschränkungen für RedNote einführen, basierend auf dem verfassungsrechtlichen Rahmen, den der Oberste Gerichtshof geschaffen hat. Das ist eigentlich nur eine Frage der Zeit. Nutzer sollten sich bewusst machen: Der Wechsel zu RedNote bedeutet nicht mehr Sicherheit, sondern möglicherweise sogar noch größere Risiken für ihre persönlichen Daten und ihre Privatsphäre. Die chinesische Regierung hat durch RedNote einen noch direkteren Zugang zu amerikanischen Nutzerdaten als je zuvor durch TikTok.

Letztendlich zeigt diese ganze Situation, wie schwierig es geworden ist, in der heutigen digitalen Welt wirklich sichere Alternativen zu finden. Die großen Tech-Konzerne haben ihre Marktmacht so ausgebaut, dass Nutzer oft zwischen verschiedenen problematischen Optionen wählen müssen, anstatt wirklich gute Alternativen zu haben. Das Phänomen RedNote nach TikTok-Verbot wird wahrscheinlich als Paradebeispiel dafür in die Geschichte eingehen, wie Nutzer in ihrer Verzweiflung nach Alternativen oft noch schlechtere Entscheidungen treffen. Die Lösung liegt möglicherweise in der Entwicklung und Förderung von wirklich datenschutzfreundlichen, transparenten sozialen Medien-Plattformen, die weder von chinesischen noch von anderen autoritären Regierungen kontrolliert werden.