Wenn Google AI Overviews plötzlich die Klicks stehlen

Eigentlich dachten wir alle, 2025 würde ein normales Jahr für Online-Publisher werden. War es aber nicht. Google hat mit seinen Google AI Overviews ziemlich radikal das Spiel verändert – und zwar nicht zum Vorteil der Verlage. Diese KI-Zusammenfassungen tauchen jetzt direkt in den Suchergebnissen auf und beantworten Fragen, bevor Nutzer überhaupt auf einen Link klicken. Das Ergebnis? Manche Publisher verlieren bis zu 89% ihrer Klicks. Das ist schon heftig, oder? Große Medienkonzerne wie DMG Media haben bereits Alarm geschlagen und sich an die Wettbewerbsbehörden gewandt. Die ganze klickbasierte Welt des Online-Journalismus steht ziemlich auf dem Kopf – und Publisher müssen jetzt schnell neue Wege finden, um zu überleben.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Google AI Overviews vernichten Traffic

Die Verluste sind wirklich dramatisch – zwischen 15% und 89% weniger Klicks bei Seiten, deren Inhalte von Google AI Overviews „zusammengefasst“ werden. DMG Media hat der Competition and Markets Authority gemeldet, dass sie bei bestimmten Suchanfragen fast 90% weniger Klicks bekommen. Das ist kein Einzelfall. Das Pew Research Center hat sich 68.000 Suchanfragen angeschaut und festgestellt: Die Click-Through-Rate ist um 46,7% gesunken. Ahrefs kommt auf 34,5% weniger Klicks bei Top-Rankings. Noch schlimmer wird’s: Similarweb prognostiziert, dass Zero-Click-Suchen von 56% auf 69% aller Anfragen steigen werden. Hierzulande sieht’s auch nicht rosig aus – deutsche Websites verlieren laut Wordsmattr.io durchschnittlich 17,8% ihrer Klicks, manche sogar 40%. Diese Zahlen zeigen echt deutlich: Das ist keine kleine Störung, sondern ein ziemlicher Hammer für die ganze Branche. Die Auswirkungen der neuen KI-Funktionen werden in den kommenden Monaten noch deutlicher spürbar werden, da Google das Feature kontinuierlich ausweitet.

So funktioniert die Traffic-Vernichtungsmaschine

Google nutzt für seine Google AI Overviews Large Language Models wie Gemini – die sammeln Infos von mehreren Websites und präsentieren sie als fertige Antwort direkt in den Suchergebnissen. Typischerweise enthalten diese Zusammenfassungen 4,8 Links von etwa 4,5 verschiedenen Domains. Klingt erstmal fair, ist es aber nicht wirklich. Das Problem: Die Nutzer bekommen scheinbar alles, was sie wissen wollen, ohne jemals die ursprünglichen Artikel zu besuchen. Besonders auf dem Handy nehmen diese AI Overviews bis zu 90% des Bildschirms ein – die normalen Suchergebnisse rutschen ziemlich weit nach unten. Das ist übrigens genau das Gegenteil von dem, was Publisher brauchen. Während Google behauptet, die „Klickqualität“ zu verbessern und längerfristige Nutzerinteraktionen zu schaffen, sind Publisher verständlicherweise skeptisch. Die Werbeeinnahmen brechen nämlich ziemlich unmittelbar weg. Die KI-gesteuerten Antworten werden immer präziser und umfassender, was das Problem für Content-Ersteller weiter verschärft.

Wer gewinnt, wer verliert bei den neuen KI-Features?

Interessant ist, dass nicht alle gleich betroffen sind. Content-Typ und Publisher-Größe machen einen enormen Unterschied bei der Auswirkung der neuen Suchfunktionen. Allgemeine, informationelle Suchanfragen leiden am meisten – da bekommen Nutzer halt alles, was sie wissen wollen, serviert. Markenspezifische Suchen können dagegen sogar profitieren, mit CTR-Steigerungen von bis zu 18,7%. Das liegt daran, dass Nutzer bekannten Marken mehr vertrauen. Große Publisher mit starken Marken können ihre Traffic-Zahlen oft stabilhalten, während kleinere und mittlere Verlage richtig abschmieren – manche melden Verluste von über 50%. Was können Publisher tun? Sie müssen jetzt für „AIO-SEO“ optimieren – strukturierte Daten verwenden, FAQ-Schemas einbauen und auf E-E-A-T-Prinzipien setzen (Expertise, Experience, Authority, Trustworthiness). Außerdem wird Diversifizierung überlebenswichtig: Newsletter, mobile Apps, Social Media – alles was Traffic bringt, der nicht von Google abhängt. Die Monetarisierung muss auch umgestellt werden – weg von Klicks, hin zu Abos und Mitgliedschaften. Content-Strategen müssen verstehen, wie sie ihre Inhalte so gestalten, dass sie trotz der KI-Summaries noch Mehrwert bieten.

Die Branche schlägt zurück gegen die AI-Revolution

Publisher lassen sich das nicht einfach gefallen und mobilisieren für rechtliche Schritte gegen diese Traffic-Monopolisierung. Sie fordern transparentere Metriken und faire Bezahlung dafür, dass ihre Inhalte in AI-Zusammenfassungen verwendet werden. Branchenverbände wie die Independent Publishers Alliance haben bereits Beschwerden eingereicht. Gleichzeitig werden rechtliche Auseinandersetzungen um Urheberrechte immer intensiver. Einige große Publisher haben allerdings einen anderen Weg gewählt: Die New York Times und Axel Springer haben strategische Partnerschaften mit AI-Plattformen wie OpenAI ausgehandelt. Wobei das natürlich nicht jeder kann – kleine Publisher haben nicht die Verhandlungsmacht. Die Forderungen nach regulatorischen Eingriffen werden lauter. Das Ziel: Die Machtasymmetrie zwischen Tech-Giganten und Content-Produzenten ausgleichen und nachhaltige Finanzierungsmodelle für qualitativ hochwertigen Journalismus schaffen. Die Diskussion um faire Vergütung für die Nutzung von Inhalten in KI-Systemen wird dabei immer dringlicher, da mehr Verlage massive Traffic-Einbußen melden.

Was bleibt übrig vom traditionellen Online-Publishing?

Der Traffic-Kollaps durch die neuen KI-Features ist definitiv keine vorübergehende Störung. Das ist eine fundamentale Neuordnung der digitalen Medienlandschaft – und Publisher müssen sofort handeln. Content-Strategien überarbeiten, Traffic-Quellen diversifizieren, neue Monetarisierungswege finden. Erfolgreiche Anpassung bedeutet: Einzigartige Inhalte entwickeln, die AI nicht einfach reproduzieren kann. Direkte Nutzerbeziehungen aufbauen durch Newsletter und Apps. Exklusive Recherchen und Originalgeschichten produzieren, die echten Mehrwert bieten. Gleichzeitig ist koordinierte Branchenaktion für faire regulatorische Rahmenbedingungen essentiell – das kann kein Publisher alleine schaffen. Die Zukunft gehört denjenigen, die agil, innovativ und strategisch weitblickend sind. Nur so kann qualitativ hochwertiger Journalismus in dieser AI-dominierten Suchlandschaft überleben und vielleicht sogar gedeihen. Es wird nicht einfach, aber unmöglich ist es auch nicht. Publisher müssen lernen, dass traditionelle SEO-Strategien in Zeiten von KI-generierten Suchergebnissen nicht mehr ausreichen – sie brauchen völlig neue Ansätze für nachhaltigen Erfolg.